Psychologische Tinnitus-Therapie

„Nicht ist so laut, wie ein Geräusch, das man versucht nicht zu hören.“

Das Ziel der Tinnitus-Therapie ist zum einen die Ausfilterung des Tinnitus aus dem Bewusstsein, und zum anderen das Ansetzen an möglichen Ursachen (Muskelverspannungen, Stress, etc.). Der Tinnitus wird durch das Training subjektiv immer weniger wahrgenommen – er wird regelrecht überhört. Zusätzlich wird an den möglichen Folgeproblemen, wie z.B. Schlafbeschwerden angesetzt, um einer Aufschaukelung des Tinnitus gegenzuwirken und die Lebensqualität zu verbessern.

Die geeigneten Therapiemethoden werden in der klinisch-psychologischen Diagnostik festgestellt und dann für jeden Betroffenen individuell angepasst. Aus den verschiedenen Ansatzmöglichkeiten werden genau jene gewählt, die beim einzelnen Patienten zielführend sind.

 

Therapie-Methoden

  • Psychologisches Counselling (Information über die Entstehung des Tinnitus und Wechselwirkungen von Körper und Psyche)
  • Neurofeedback (Training der Gehirnwellen: „Alpha Training“)
  • Biofeedback (z.B. bei Muskelverspannungen in Schultern, Stirn, Kieferbereich)
  • Habituationstraining
  • Aufmerksamkeitsablenkung
  • Entspannung (Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Bauchatemtraining
  • Hypnose
  • Achtsamkeit und Achtsamkeits-Meditation
  • Genusstraining
  • Psychologische Therapie bei Folgeproblemen, wie Schlafstörungen, Ängste oder Depressionen

Der Umfang der psychologischen Tinnitus-Therapie varriiert zwischen 3 – 4 Beratungseinheiten bei leichtem Tinnitus bzw. bis zu 12 Therapieeinheiten bei mittelgradig bis schwerem Tinnitus. Die Therapie ist wissenschaftlich geprüft und zählt zu den wirkungsvollsten Therapieansätzen bei Tinnitus. Auch dann, wenn alle medizinischen Maßnahmen zu keiner Besserung geführt haben. Dabei wird eine deutliche Reduktion der Beeinträchtigung durch Tinnitus sowie eine schrittweise Abnahme der Tinnitus-Wahrnehmung erreicht. In bestimmten Fällen wird am Ende der Therapie der Tinnitus selbst in Stille nicht mehr wahrgenommen.

Neurofeedback

Eine neue Therapiemethode bei Tinnitus stellt Neurofeedback  dar. Dabei werden die Gehirnwellen (EEG) mit hochspezialisierten Messsystemen erfasst, analysiert und kontrollierbar gemacht.
Bei Tinnitus ist das Ziel die bewusste Veränderung der Gehirnwellen, um im Hinterkopf mehr Alpha-Wellen zu produzieren. Dies gelingt durch eine spezielle Messanordnung innerhalb von wenigen Trainingseinheiten.
Je höher die Alpha-Wellen werden, umso mehr wird der Tinnitus aus dem Bewusstsein ausgefiltert. Die Ohgeräusche werden Schritt für Schritt „gelöscht“ und treten dadurch zunehmend in den Hintergrund.

Tinnitus-Retraining-Therapie

Am Zentrum für Tinnitus und Hyperakusis St. Pölten bieten wir die Tinnitus-Retraining-Therapie an.

Das Team besteht aus:

  • Dr. Hannes Schobel und Dr. Oliver Ortner (HNO Ärzte)
  • Dr. Norman Schmid und Team (Klinische Psychologen)
  • Mag. Maria Schobel und Team (Hörgeräte-Akustiker)

Wird zusätzlich zu den oben beschriebenen Methoden ein Masker zu Teilmaskierung verwendet (Rauschgenerator, auch Noiser genannt), spricht man von der Tinnitus-Retraining-Therapie. In diesem Fall arbeiten ein Klinischer Psychologe, ein HNO-Arzt und ein Hörgeräte-Akustiker zusammen (Tinnitus-Retraining-Team).

Beim HNO-Arzt erfolgt die Abklärung des Tinnitus, eine Überprüfung einer eventuellen Hörminderung sowie eine Hörgeräte bzw. Maskerversorgung (Noiser). Der Klinische Psychologe ist für die Bewältigung des Tinnitus und für Therapiemethoden zur „Ausfilterung“ des Tinnitus aus dem Bewusstsein zuständig (siehe auch Tinnitus-Bewältigungstraining).
Der Hörgeräte-Akustiker schließlich passt einen Masker zur Teilmaskierung an, der wie ein Hörgerät aussieht (und auch kombiniert werden kann) und ein unspezifisches Rauschen aussendet, das den Tinnitus zum Teil überdeckt.
Dadurch soll erreicht werden, dass – gemeinsam mit den psychologischen Strategien – der Tinnitus immer weniger wahrgenommen wird und schließlich leiser wird (die subjektive Lautstärke nimmt ab). Dabei soll der Masker mehrere Stunden am Tag getragen werden und nur so laut eingestellt werden, dass das Ohrgeräusch noch wahrgenommen wird. Wird der Tinnitus vollständig überdeckt, tritt der erwünschte Therapieeffekt nicht ein. Die Dauer dieser Therapie wird auf 1 – 2 Jahre veranschlagt, wobei danach ein weiteres Tragen des Maskers nicht erforderlich ist. Das Gehirn hat dann umgeschaltet und nimmt das Ohrgeräusch weniger intensiv bzw. kaum mehr wahr. Viele Patienten berichten bereits nach wenigen Tagen über eine Besserung des Befindens, ein nachhaltiger Effekt bedarf jedoch der oben angegebenen Therapiedauer.

Die Tinnitus-Retraining-Therapie ist dann empfehlenswert, wenn ein starker Tinnitus mit deutlicher Beeinträchtigung vorhanden ist. Man spricht dann vom dekompensierten Tinnitus. Hier wird bereits durch das Rauschen des Maskers eine Erleichterung wahrgenommen, da der Tinnitus in den Hintergrund gedrängt wird. Bei zusätzlicher Hörminderung und Notwendigkeit eines Hörgerätes ist eine Kombination mit einem Masker einerseits ohne wenig Zusatzaufwand möglich und auch finanziell günstiger (da ein Teil der Kosten von der Krankenversicherung übernommen wird).

Komplementärmedizin

Komplementärmedizinische Verfahren sind bei Tinnitus und Hörsturz sinnvoll, um das körperliche Gleichgewicht wiederherzustellen.

Bei Tinnitus ist Akupunktur  besonders dann sehr wirkungsvoll, wenn starke Verspannungen im HWS-Bereich bzw. ein Cervical-Syndrom vorhanden ist, aber auch zur Behandlung von Folgeproblemen.

Orthomolekulare Medizin mit Aminosäuren und Nahrungsergänzungsmitteln hilft bei Folgeproblemen, wie Schlafstörungen, depressive Stimmung, Ängsten oder Konzentrationsbeschwerden.

Bei Dr. Schmid & Dr. Schmid bieten wir verschiedene komplementärmedizinische Therapien an.