Achtsamkeit & Achtsamkeits-Meditation

„Sich nicht von den 24 Stunden des Tages benutzen lassen, sondern die 24 Stunden des Tages selbst nutzen.“ (Zen Meister Rinzai)

Achtsamkeit ist eine spezielle Grundhaltung, die besonders im Buddhismus, Hinduismus und Taoismus gelebt wird, aber auch im Christentum praktiziert wird. Die Wurzeln gehen auf 2000 v. Chr. zurück.

Achtsamkeit kann sowohl im Alltag bei verschiedensten Aktivitäten eingesetzt werden, als auch bei speziellen Übungen, wie der Achtsamkeits-Meditation.

 

Achtsamkeits-Meditation: Die Kraft von Stille und Konzentration

Achtsamkeit und Achtsamkeits-Meditation sind seit einiger Zeit ein wahrer „Renner“, sowohl in Fachkreisen als auch bei Laien. Es vergeht kaum eine Woche ohne neue Berichte in den Printmedien zum Thema Achtsamkeit. Wenn man den Begriff „mindfulness“ googelt, erhält man über 19 Millionen Treffer, im Deutschen findet man bei „Achtsamkeit“ immerhin über 1,5 Millionen und zu „Meditation“ stolze 147 Millionen Ergebnisse (Stand 26.10.2013). Auch in der Wissenschaft erfreut sich die Achtsamkeit einer steigenden Beliebtheit. Die Anzahl an wissenschaftlichen Publikationen über Achtsamkeit und Achtsamkeits-Meditation hat sich in den vergangenen Jahren exponentiell gesteigert. Mittlerweile gibt es dazu mehr Artikel pro Jahr als zu jedem anderen Entspannungstraining.

Wobei Achtsamkeits-Meditation nicht ganz in das Schema der traditionellen Entspannungsverfahren, wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung passt. Es gibt eine bestimmte geistige Grundhaltung, eine aufrechte Sitzposition und die Aufgaben „nichts zu tun“. Damit unterscheidet sich das Training – oder besser die Lebenshaltung – doch deutlich von anderen Entspannungstrainings. Und tatsächlich wirkt die Achtsamkeits-Meditation auch anders als Atemtraining oder Imagination, als Progressive Muskelentspannung oder Biofeedback. Was nicht bedeutet, dass das Eine oder Andere besser oder weniger wirksam ist. Jedes Training hat seine Bedeutung und Wirksamkeit, nicht alles ist für jeden geeignet. Im Buch „Mein Weg in die Entspannung“ bin ich ausführlich auf die Besonderheiten der sieben wichtigsten Entspannungstrainings eingegangen und habe erläutert, wie man in vier Schritten zur maßgeschneiderten Entspannung kommt.

(aus: Nicht immer denken. Die Kraft von Achtsamkeit, Stille und Konzentration, 2014, von Dr. Norman Schmid)

BLOG-Artikel:

https://www.schmid-schmid.at/blog/aktuelles/achtsamkeits-meditation-wirkt-gleich-wirksam-wie-antidepressiva

 

Kernelemente der Achtsamkeit:

  • gewahr werden all dessen, was im gegenwärtigen Augenblick vorhanden ist
  • Neugier und Offenheit: den Zauber des Neuen bewahren
  • wach und aufmerksam
  • wahrnehmen, ohne reagieren oder handeln zu müssen
  • mit freundlich-liebevoller Grundhaltung

 

Experiment

Setzten Sie sich ganz bequem auf einen Sessel. Rutschen Sie mit dem Gesäß etwas nach vorne, sodass der Rücken frei bleibt und nicht angelehnt ist. Nehmen Sie eine aufrechte Haltung ein. Achten Sie dann auf den Atem. Atmen Sie ganz bewusst ein und wieder aus. Spüren Sie dem Atem nach – wie die Luft beim Einatmen in die Nase (oder den Mund) strömt, weiter in die Luftröhre bis zur Lunge. Wie sich dabei die Lunge füllt, das Zwerchfell nach unten drückt und sich der Bauch hebt. Beim Ausatmen machen Sie sich ganz bewusst, wie die Luft wieder aus der Lunge entweicht, wie sich der Bauch entspannt und die Luft wieder über die Luftröhre und die Nase (oder den Mund) aus dem Körper entweicht. Machen Sie sich ihre Atemzüge ganz bewusst und achten Sie nur auf die Atmung und die dadurch ausgelösten Empfindungen im Körper.

Soweit so gut.

Zählen Sie jetzt bei den Atemzügen leise mit. Beim Einatmen „Eins“ und beim Ausatmen „Zwei“. Beim nächsen Einatmen „Drei“ und so weiter. Das Zählen soll dabei nur im Hintergrund stattfinden. Das Bewusstsein soll weiterhin hauptsächlich auf die Atmung fokussiert sein.
Zählen Sie jetzt bei den Atemzügen mit und achten Sie darauf, wie weit Sie zählen können und dabei die Achtsamkeit vollkommen auf die Atmung zentrieren. Sobald ein anderer Gedanke auftaucht (z.B. was Sie danach vorhaben, was sie vorher getan haben, etc.), fangen Sie wieder von vorne an. Sie werden feststellen, daß es gar nicht so einfach ist, die Aufmerksamkeit vollkommen auf die Atmung zu lenken. Unser Geist ist im allgemeinen rastlos und produziert laufende Gedanken, die nicht mit dem Hier und Jetzt verknüpft sind. Bei diesem Experiment gelingt es somit den wenigsten zu Beginn bis 5 oder 8 zu zählen und tatsächlich vollkommen Achtsam zu bleiben. Je mehr Sie Achtsamkeit üben, um so leichter wird es Ihnen fallen, die Kraft der Achtsamkeit weiter zu entwickeln und für sich wirken zu lassen.

Besonders wichtig bei der Achtsamkeits ist der Aspekt des „Nichts-tuns“. Es geht nicht darum, bei der Achtsamkeit einen besonderen Erfolg zu erreichen, einem Ziel hinterherzujagen oder etwas besser zu machen. Es geht einfach um den Moment, das Zulassen des Hier und Jetzt. Und gerade das macht es für uns so schwer, uns darauf einzulassen. Ist doch unser Leben häufig genau das Gegenteil davon.

(aus: Mein Weg in die Entspannung, 2013 von Dr. Norman Schmid)

Bei welchen Beschwerden hilft Achtsamkeit?

Achtsamkeit ist bei einer Vielzahl an Beschwerden äußerst wirkungsvoll, besonders wenn diese mit anderen psychologischen und medizinischen Therapien kombiniert wird.

Bei folgenden Beschwerden hat sich Achtsamkeit besonders bewährt:

  • Burnout und Stresserkrankungen
  • Depression
  • Ängste
  • Schlafbeschwerden
  • Psychosomatische Beschwerden
  • Tinnitus
  • Schmerzen

Wir bieten Achtsamkeits-Übungen und Achtsamkeits-Meditation sowohl in der Einzeltherapie als auch in Workshops und Kursen an.