Die Literaturempfehlung von Italo Calvino macht richtig Lust aufs Lesen, was besonders in der dunkelsten Zeit des Jahres sehr passend ist.
Italo Corvino beschreibt in „Wenn ein Reisender in einer Winternacht“ auf meisterhafte Art und Weise, wie das Lesen selbst zum Abenteuer werden kann. Das beginnt schon beim Besuch der Buchhandlung des Vertrauens.
Schon im Schaufenster hast du den Umschlag mit dem gesuchten Titel entdeckt. Der Blickspur folgend, bist du im Laden vorgedrungen, mitten durch die dichten Reihen der Bucher, Die Du Nicht Gelesen Hast, die dich finster anstarren von Regalen und Tischen, um dich einzuschuchtern. Aber du weißt, das du dich davon nicht abschrecken lassen darfst …
So Überwindest Du rasch den ersten Verteidigungsring, und nun überfällt dich die Infanterie der Bucher, die Du Bestimmt Gern Lesen Wurdest Wenn Du Mehrere Leben Hattest Aber Leider Sind Deine Tage Eben Was Sie Sind.
Nach erfolgreicher Abwehr all dieser Attacken dringst du vor bis unter die Türme der Festung, wo dir Widerstand leisten:
die Bücher, Die Du Schon Seit Langem Mal Lesen Wolltest,
die Bücher, Die Du Seit Jahren Vergeblich Gesucht Hast,
die Bücher, Die Etwas Behandeln, Das Dich Gerade Beschäftigt, …
Und dann schließlich beim Weg aus der Buchhandlung, wenn es eigentlich
schon geschafft ist:
Du hast noch einen verwirrten Blick auf die Bucher ringsum geworfen (genauer gesagt, es waren die Bucher, die dich ansahen mit den verwirrten Blicken von Hunden in den Gattern des städtischen Tierheims, die einen ihrer Gefährten davonziehen sehen an der Leine des Herrchens, das ihn auszulosen gekommen ist) und bist hinausgegangen.
Dann ist es endlich geschafft. Das gewünschte Buch erworben, Zeit zu Hause, alleine und ungestört und mit der freudigen Erwartung auf eine spannende Geschichte.
Entspanne dich. Sammle dich. Schieb jeden anderen Gedanken beiseite. Laß deine Umwelt im Ungewissen verschwimmen. Konzentration ganz auf den Roman, mit vollkommender Achtsamkeit, ganz im Hier und Jetzt. Nicht einfach nebenbei, für wenige Minuten zwischen Büro und gemeinsamem Abendessen mit der Familie, während der Fernseher lauft, das Radio plärrt oder gar als Toiletten-Lektüre? Das wäre dem Buch gegenüber doch ganz schon respektlos!
Such dir die bequemste Stellung: sitzend, langgestreckt, zusammengekauert oder liegend. Auf dem Rücken, auf der Seite, auf dem Bauch. Im Sessel, auf dem Sofa, auf dem Schaukelstuhl, auf dem Liegestuhl, auf dem Puff. In der Hängematte, wenn du eine hast. Natürlich auch auf dem Bett oder im Bett. Du kannst auch Kopfstand machen, in Yogahaltung. Dann selbstverständlich mit umgedrehtem Buch. (aus Auf der Couch mit Dr. Buch von Norman Schmid, S. 135-136)
Den Link zum Buch finden Sie hier: