Eine Studie von 2019 (Van Doren et al.) untersuchte die Nachhaltigkeit von Neurofeedback-Therapie sowie die Wirksamkeit von Neurofeedback-Therapie im Vergleich zu anderen Therapien bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS. Hierfür wurden die Ergebnisse von 10 kontrollierten randomisierten Studien (RCTs), welche Neurofeedback-Therapie durchführten, herangezogen, als auch 9 Studien, welche als Kontrollgruppe dienten. Diese beinhalteten insgesamt 506 Teilnehmer*innen. Die Neurofeedback-Therapien fokussierten sich auf die Reduktion von Theta-Wellen (langsame Wellen, die für gedankliches Abdriften und Tagträumen stehen) und die Steigerung von Beta-Wellen (schnelle Wellen, welche Konzentration und Aufmerksamkeit widerspiegeln) und des sensomotorischen Rhythmus (Wellen, die vorhanden sind, wenn motorische Ruhe gegeben ist). Die Ergebnisse, welche im Folgenden berichtet werden, sind eine zusammenfassende Bilanz dieser wissenschaftlichen Studien.
Gemessen wurden die Hauptsymptome von ADHS, nämlich Unaufmerksamkeit sowie Impulsivität/Hyperaktivität, welche von den Eltern mithilfe einer validierten ADHS Rating-Skala berichtet wurden. Es zeigten sich signifikante Verbesserungen in der Unaufmerksamkeit als auch in der Impulsivität/Hyperaktivität. Die Effekte sind von einer mittleren Größe (d= 0.64 und d= 0.5), was nachhaltigen Effekten entspricht. Die Verbesserungen dieser Symptome zeigten sich nicht nur direkt nach der Neurofeedback-Therapie, sondern auch noch zu einem Follow-up-Zeitpunkt (2-12 Monate nach der Therapie), wobei die Effektgrößen hier mittel bis groß waren (d= 0.8 und d= 0.61). Dass die Reduktion der Symptome auch noch zu einem späteren Zeitpunkt zu sehen ist, lässt darauf schließen, dass die Neurofeedback-Therapie auch nach Beendigung eine aufrechterhaltende Wirkung hat.
Im Vergleich zu nicht aktiven Therapien (jene, welche sich bei ADHS als nicht wirksam erwiesen haben) konnte eine signifikante Überlegenheit der Neurofeedback-Therapie bei allen Symptomen festgestellt werden. Wurde die Neurofeedback-Therapie mit anderen aktiven Therapien (Einnahme des Stimulantiums Methylphenidat und Selbst-Management-Therapien) verglichen, zeigte sich für die Unaufmerksamkeit eine Überlegenheit der aktiven Therapien, wobei diese zu späteren Zeitpunkten nicht mehr feststellbar war. Bei den Symptomen Impulsivität/Hyperaktivität wurden keine signifikanten Unterschiede gefunden. Die Neurofeedback-Therapie erzielte also ähnliche Ergebnisse wie andere aktive Therapien und ist somit einer medikamentösen Therapie gleichgestellt, wobei ein Vorteil ist, dass bei der Neurofeedback-Therapie keine Nebenwirkungen auftreten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Neurofeedback nachhaltige Effekte sowohl auf die Unaufmerksamkeit als auch auf die Impulsivität/Hyperaktivität hat und diese Effekte mittel bis groß sind. Außerdem ist die Neurofeedback-Therapie nicht-aktiven Therapien überlegen. Im Vergleich zu anderen aktiven Therapien für ADHS zeigen sich für die Unaufmerksamkeit inkonsistente Befunde, in der Verbesserung der Impulsivität/Hyperaktivität gibt es jedoch keine signifikanten Unterschiede, wodurch darauf geschlossen werden kann, dass die Effekte der Neurofeedbacktherapie jenen der medikamentösen Therapie gleichgestellt sind.
Van Doren, J., Arns, M., Heinrich, H., Vollebregt, M. A., Strehl, U., & K Loo, S. (2019). Sustained effects of neurofeedback in ADHD: a systematic review and meta-analysis. European child & adolescent psychiatry, 28(3), 293-305. https://doi.org/10.1007/s00787-018-1121-4