Die verschiedenen Gesichter der Depression
Kurzzeitige depressive Verstimmungen kennt wohl jeder Mensch. Die Auslösefaktoren sind vielfältig: Belastungen in Beruf oder Familie, Todesfälle von nahestehenden Personen oder schwere Krankheiten. Bei solchen vorübergehenden depressiven Verstimmungen ist eine Therapie im Allgemeinen nicht notwendig.
Von Depressionen spricht man hingegen, wenn über mindestens zwei Wochen eine depressive Stimmung vorhanden ist, das Interesse und die Freude an nahezu allen Aktivitäten verloren geht und der Antrieb deutlich reduziert ist. In diesen Fällen sollte ein Klinischer Psychologe und Arzt aufgesucht werden.
Depressive Episode
- Depressive, gedrückte Stimmung
- Verlust von Interesse oder Freude
- Erhöhte Ermüdbarkeit
- Konzentrationsprobleme
- Vermindertes Selbstwertgefühl
- Schuldgefühle
- Negative Gedanken
- Gedanken an den Tod (Suizidgedanken)
- Schlafstörungen
- Reduzierte Libido
- Verminderter Appetit
Dysthymia
Unter Dysthymia wird eine anhaltende depressive Verstimmung über zumindest zwei Jahre verstanden, die nicht so stark ausgeprägt ist, dass die Kriterien einer depressiven Episode erfüllt sind. Die Beschwerden weisen im Allgemeinen einen schwankenden Verlauf auf, wobei oft monatelang eine gedrückte Stimmung vorhanden ist, alles anstrengend empfunden wird und keine Freude erlebt werden kann.
Bei etwa 6% der Bevölkerung ist einmal im Leben eine Dysthymia vorhanden. Der Beginn ist häufig bereits in der Kindheit, Jugend bzw. im jungen Erwachsenenalter vorhanden.
Rezidivierende depressive Störung
Bei der rezidivierenden depressiven Störung kommt es zu wiederholten depressiven Episoden, wobei zwischen den Episoden längere Phasen ohne depressive Symptome vorhanden sind. Allgemein kann man sagen, dass bei wiederholtem Auftreten einer Depression die Symptome immer stärker ausgeprägt sind. Deshalb ist es von besonderer Bedeutung, eine wirkungsvolle Rückfallprophylaxe zu betreiben.
Herbst/Winterdepression (Saisonale Depression)
Hierbei handelt es sich um wiederholte depressive Episoden, die ausschließlich in der dunklen Jahreszeit, ca. von Oktober bis Februar/März vorhanden sind. Im Frühjahr und Sommer sind im allgemeinen keine Beschwerden vorhanden. Die Herbst/Winterdepression ist ein Spezialfall der rezidivierenden depressiven Störung.
Die Häufigkeit liegt bei ca. 4-5% der Bevölkerung, wobei zusätzlich ca. 15% eine mildere Form aufweisen. Somit ist jeder Fünfte von einer Herbst-/Winterdepression betroffen. Wie auch bei den depressiven Episoden sind mehr Frauen als Männer betroffen (4:1). Der Beginn liegt zwischen 20.-40. Lebensjahr. Aber auch ca. 2-5% der Kinder und Jugendlichen zeigen eine saisonale Depression.
Typische Symptome sind:
- Depressive Stimmung, Unruhe, negative Gedanken
- Energiemangel
- Übermäßiges Schlafbedürfnis
- Tagsmüdigkeit
- Heißhunger nach Süßem
- Gewichtszunahme während der Wintermonate
- Konzentrationsstörungen
- Zwischenmenschliche Konflikte
- Verminderte Libido
Ausgelöst wird die Herbst/Winterdepression durch Lichtmangel. Zum Vergleich: zu Mittag an einem Sommertag ist eine Lichtstärke von 50.000 lux vorhanden, an einem bewölkten Tag 3.000 lux und im Büro im Herbst 200-500 lux. Durch die verringerte Lichtstrahlung wird unsere innere biologische Uhr (im Hypothalamus des Zwischenhirns) aus dem Gleichgewicht gebracht. Der Organismus wird durch die äußeren Einflüsse getäuscht; der Körper stellt sich auch tagsüber auf Nacht ein, wodurch die typischen Symptome wie Energiemangel und Müdigkeit entstehen.
Als Therapie bietet sich die Lichttherapie mit speziellen Geräten an.
Bipolare affektive Störung (Manisch-depressive Störung)
Bei der bipolaren affektiven Störung handelt es sich um wiederholte Episoden bei denen wechselweise eine gehobene Stimmung mit gesteigerter Aktivität (manische Episode) und eine Stimmungssenkung mit vermindertem Antrieb (Depression) vorhanden ist. Die manischen Phasen beginnen meist plötzlich und dauern zwischen 2 Wochen und 5 Monaten. Die depressiven Phasen dauern durchschnittlich 6 Monate.
Ursachen von Depressionen
Psychologische Therapie
Die psychologische Therapie setzt sich aus verschiedenen Ansatzupunkten zusammen. Bei der Behandlung der Depression sind vor allem Methoden der kognitiven Umstrukturierung, Ressourcen-Aktivierung, Achtsamkeit, Gesprächstherapie und Hypnose von Bedeutung.
Bei der kognitiven Umstrukturierung geht es darum, bestimmte negative Gedanken zu identifizieren, die häufig die Ursache für die Depression sind. Depressive Personen neigen oft dazu, sich selbst übermäßig zu kritisieren („Ich kann das nicht.“ „Ich bin schuld.“, etc.) und unangenehme Erfahrungen eignen psychischen, moralischen oder körperlichen Mängeln zuzuschreiben. Weiters werden die Erfahrungen im Beruf und im Privatleben häufig als Niederlagen und Enttäuschungen erlebt. Schließlich wird auch für die Zukunft nichts Gutes erwartet (pessimistische Zukunftserwartungen). All dies führt zu Gefühlen der Wertlosigkeit, Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Den negativen Gedanken ist gemeinsam, dass sie häufig übertrieben pessimistisch sind. Auch kleine positive Erlebnisse werden abgewertet („Das war nichts besonderes“) bzw. können positive Ereignisse oft nicht angenehm empfunden werden, da das Genießen verlernt wurde.
Neurofeedback
1. langsame Wellen, vor allem im Frontalbereich werden reduziert
2. die natürliche Verteilung bestimmter Wellenmuster in der linken und rechten Gehirnhemisphäre wird wiederhergestellt. Beta wird in der linken Hemisphäre erhöht, Alpha in der linken Hemisphäre reduziert (wenn dies dort vorhanden ist; das betrifft einen Subtyp von depressiven Personen).
Medizinische Therapie
Medikamentöse Therapie
Aminosäuren und orthomolekulare Medizin
Gezielte Therapie mit Vitaminen und Spurenelementen für das natürliche Gleichgewicht im Körper.
Phytotherapie (Pflanzenmedizin)
In letzter Zeit haben auch pflanzliche Präparate, v.a. aus Johanniskraut an Bedeutung bei leichten bis mittelgradigen depressiven Episoden gewonnen.
Lichttherapie bei Herbst-/Winterdepression
Selbsthilfe bei Depressionen
- Versuchen Sie jenen Aktivitäten nachzugehen, die Ihnen bisher Freude bereitet haben.
- Lassen Sie sich durch Familienmitglieder und Freunde nicht unter Druck setzen. Die anderen meinen es zwar gut mit Äußerungen, wie „Nimm Dich doch zusammen“, etc., wissen jedoch nicht, dass gerade diese Äußerungen häufig zu einer Verschlechterung der Stimmung führen.
- Sie haben kein moralisches Problem, sondern können wegen der Depression Verschiedenstes nicht tun. Teilen Sie dies den Personen mit, die Sie motivieren wollen und dadurch (ohne böse Absicht) unter Druck setzen.
- Gehen Sie möglichst oft an die frische Luft, um von der Sonnenstrahlung (auch durch Nebel oder Wolken) zu profitieren. Dies ist besonders dann wichtig, wenn Sie unter einer Herbst-/Winterdepression leiden.
- Strukturieren Sie Ihren Tag; nehmen Sie sich für den nächsten Tag bestimmte Aktivitäten vor, damit Sie Zeit zum Grübeln verhindern. Außerdem haben Sie dadurch die Gelegenheit, angenehme Tätigkeiten durchzuführen, die sich wiederum positiv auf ihre Stimmung auswirken.
- Achten Sie auf einen gesunden Lebensstil (Entspannung, Stressmanagement, gesunde Ernährung, Bewegung)
- Wenn diese Strategien keine ausreichende Wirkung erreichen, sollten Sie nicht zuwarten und einen Klinischen Psychologen aufsuchen. Er kann mit Ihnen gemeinsam geeignete Selbstmanagement-Strategien entwickeln, um wieder Lebensfreude zu erlangen.
- Wichtig ist auch, dass mögliche organische Ursachen untersucht werden, bevor mit einer Therapie begonnen wird.
- Bei stärker ausgeprägten Depressionen ist eine Kombination von psychologischer Therapie mit medikamentöser Untersützung sinnvoll.
- Die Einnahme von Medikamenten ohne ärztliche Verschreibung sollte vermieden werden, um eventuelle gesundheitsgefährdende Auswirkungen zu verhindern.